The Barbarians (Netflix)

Teeeeaaaaaasssseeeeerrrrrrrrrr!!!!!!!!!!! Nach diesem ganzen Corona-Gedöns dachte ich schon, das Teil kommt dieses Jahr nicht mehr. Da ist die Überraschung für mich umso größer. Ich hab zwar immer noch Probleme damit, wenn deutsche Darsteller "versuchen" emotional zu klingen, aber das ist mir hier mehr oder weniger wurscht. Der Scheiß rockt!

Am 23. Oktober 2020 geht es los; der Tag ist bei mir fett unterkringelt.

Und hier kommt schon der volle Trailer . . . Die Art und Weise der Dialoge überzeugen mich zwar in keinster Weise, aber die epischen Bilder und umwerfende Umsetzung machen hier halt einen großen Anreiz aus. Ich schätze mal, das wird ein internationaler Riesenhit.

Da muss ich mich in meiner Arroganz einmal selbst zitieren, denn ich hatte absolut recht! Netflix haben soeben die zweite Staffel angekündigt. Allerdings ohne einen Inhalt wiederzugeben, da die entscheidende Schlacht bereits im Finale der ersten Staffel stattfindet. Man könnte nun jedoch weitererzählen, wie die Römer unter Tiberus versuchten Arminius zu stellen, wie Germanicus versuchte Rom zu rächen oder wie Arminius durch einen Stammesstreit getötet wurde. . . . Da gibt es also noch jede Menge Material, was man umsetzen könnte.

Netflix haben nun mal wieder hauseigene Charts herausgehauen und dabei landet - zumindest in den USA - die deutsche Barbarenserie auf dem 1. Platz bei ausländischen Serien. Keine andere Show aus dem Ausland wurde häufiger angeklickt.

https://www.serienjunkies.de/news/ba...ie-104851.html

Als Anhänger des römischen Imperiums und nahezu sämtlicher visuellen Umsetzungen war diese Serie natürlich absolutes Pflichtprogramm. Erst recht, nachdem es gerade von diesem Ereignis hier bisher keine einzige Verfilmung gab. Nachdem es sich um eine überwiegend deutsche Produktion handelt, war ich bis zuletzt etwas argwöhnisch - 30 Jahre deutsches Fernsehen haben eben ihre Spuren hinterlassen XD - aber letztendlich habe die Serie nicht bereut.

Der zentrale Gegenstand von Barbaren ist nämlich nicht die Varusschlacht an sich, sondern das generelle Verhältnis zwischen den Römern und Germanen, was aus der Sicht von drei verschiedenen Figuren geschildert wird. Da haben wir natürlich Arminius selbst, seine spätere Ehefrau Thusnelda und den fiktiven Krieger Falkwind, die einst in Kindertagen enge Freunde waren. Doch Arminius wurde von seinem Vater an die Römer gegeben. Er sollte gleichermaßen als Geisel herhalten, wie auch die römische Kultur gezielt kennenlernen und sie später den Germanen aufzwingen. Das funktioniert so gut, dass sich Arminius mit der Zeit selbst als Römer sieht und seine neue Heimat schätzen und lieben lernt. Er glaubt an das Imperium. Doch als Arminius nach langen Jahren endlich nach Hause zurückkehrt, wird er mit der Wirklichkeit konfrontiert. Er muss auf schmerzhafte Weise kennenlernen, dass das Imperium Romanum nur halb so ehrenhaft ist, wie er glaubt, halb so kultiviert, wie er glaubt, und dass es seinen Germanischen Stämmen nur halb so gut geht, wie er glaubt. Nach und nach wendet er sich wieder seinen Wurzeln zu und erkennt, dass es nur eine Antwort auf die Römer geben kann - Krieg!

Ich hatte ja insgeheim gehofft, dass Barbaren an die für mich glorreichen Zeiten von Spartacus und Rom heranreichen könnte, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass mich diese Teil dennoch ganz gut unterhalten konnte, indem sie das Rad nicht neu erfindet und auf bewährte Konzepte setzt, was ich hier goldrichtig fand, da über die Varusschlacht vergleichsweise wenig bekannt ist und man den Ausgang kennt.
Inhaltlich versucht man sich gar nicht erst an den guten Hitshows der vergangenen Jahre zu orientieren, weil das in diesem Falle ohnehin schwer möglich wäre, weil man nicht so umfassend über die wirklichen Charaktere Bescheid weiß und was damals wirklich zwischen den Stämmen vorgefallen ist. Selbst Historiker können an dieser Stelle nur mutmaßen und deshalb geht Barbaren hier einen recht einfachen Weg, indem sie hier eine klare Linie zwischen den guten Barbaren und den bösen Römern ziehen und das mag zumindest hier gar nicht so verkehrt sein, nachdem sich die Stämme gegen die Römer vereinten. Sehr schön gefiel mir auch, dass sich erst hinter den Fronten weitere Klüfte ergeben. Die Römer treten zwar geschlossen auf, aber hier gibt es Opportunisten und Karrieristen, die gegeneinander arbeiten. Ebenso gibt es aber bei den Germanen Konkurrenz unter den Stämmen, denen Arminius ja letztendlich auch Jahre später selbst zum Opfer fiel. Der Einzigen, der jene Grenzen überschreitet ist Arminius, der zwar anfangs zu den Römern gehört, nach und nach aber wieder zu seinen Wurzeln driftet. Der Zwist zwischen ihm und seinem Vater wird recht logisch begründet, jeder Verrat und jede Rechtfertigung kann man hier problemlos nachvollziehen. Sogar, dass Arminius immer noch viel auf die Römer hält und sich mit seinem Verrat sichtlich schwer tut. Stück für Stück lernt er, dass das Imperium es lange nicht so gutmütig meint und er nur eine Spielfigur war. Bis er letztendlich selbst den Entschluss fasst sich seinen Wurzeln zu besinnen und zurückzuschlagen. Die Schlacht ist hier natürlich das Highlight der Serie und wird mit Montagen und Rückblicken auch in der Inszenierung über die ganze Episode ausgeweitet. Dabei geht es durchaus hart und ziemlich aufwendig zur Sache, was ich einer deutschen Produktion in diesem Umfang und Zielsicherheit vorher kaum zugetraut hätte. Und hier hält man sich letztendlich auch vollends an die geschichtlichen Überlieferung. Inklusive dem doppelten Verrat von Segestes und dem Selbstmord von Varus, bei dem ich es stark gemacht fand, wie er seine Niederlage auf der gesamten Bandbreite erkennt. Suizid ist dieser Situation noch die beste Wahl, die er treffen konnte.

Zugegeben: die Story an sich ist nicht neu und etliche Motive kennt man bereits. Andererseits, setzt man sich einmal mit Varus-Schlacht auseinander, dann passen hier viele Elemente genau deswegen gut ins Bild, was die Macher der Serie auch wissen und die Handlung in einem ordentlichen Tempo vorantreiben, aber zur rechten Zeit in genau richtigem Maße drosseln. Es gibt hier eine Spirale der Eskalation von der Erpressung der Römer, dem Raub der Standarte, der Hinrichtung von Dorfbewohnern und letztendlich des offenen Widerstandes. Mit sechs Episoden ist die erste Staffel nicht besonders lang und mit durchschnittlich 50 Minuten auch angenehm in der Länge. Allerdings hat das auch zur Folge, dass es hier und da ein paar Lücken gibt, die die Erzählung unnötig etwas holpriger machen. Unter anderem, dass Arminius von seinen alten Freunden doch zu leichtfertig verteidigt wird und die Dorfbewohner sich nicht einmischen. Manche Momente sind jedoch ebenso vorhersehbar, wie etwa der Tote beim Lagerfeuer oder wie die Legionäre mit einem Schuss ins Blaue die Flüchtigen finden können. Oder auch, was Thusnelda beim Dinner mit Varus wirklich sagt und was Arminius übersetzt. Wie Arminius nun anfängt die Rebellion insgeheim anzustrengen, kommt mir leider ebenfalls zu kurz, denn er musste mehrere Wochen lang ein doppeltes, hoch riskantes Spiel spielen. Auch Varus wurde vor einem Verrat des Arminius gewarnt und wollte nicht hören, was in der Serie leider fehlt. Allerdings gefiel es mir, wie Varus den jungen Mann auch nur widerwillig den Germanen zurückgeben will, kennt er doch dessen Fähigkeiten. Ebenso hätte es etwas länger ausfallen können, wie Arminius es schafft die feindlichen Stämme zu vereinen.

Alles in Allem hätten der Serie ein oder zwei Episoden mehr ganz gut getan, obwohl ich mit dem Ergebnis recht zufrieden sein kann. Es gibt einige packende Montagen und selbst die deutschen Darsteller fand ich hier durch die Bank überzeugend, was bei mir absoluten Seltenheitswert hat. Aufwand und Kostüme sind fantastisch gelungen, durch die unterschiedlichen Sprachen kommt außerdem noch die nötige Authentizität rein, die man leider bei den glattrasierten Germanenbrüstchen leider vermissen ließ. Die Römer rasierten sich die Haare ab, die Germanen eher nicht und dieser Gegensatz fehlt hier leider etwas. Ich bin viel mehr Barbar als diese Bubis in der Serie! XD

Die erste Staffel von Barbaren kommt angenehm schnell zum Punkt, liefert eine authentische und zudem noch unterhaltsame Atmosphäre mit reichlich Action, viel Blutvergießen und ein paar Schimpfwörtern obendrauf. Die Schlacht an sich ist perfekt umgesetzt und wird den historischen Berichten gerecht. Nur der Sinneswandel von Arminius hätte etwas sorgfältiger und behutsamer gestaltet werden können. Dafür hingegen bleibt die Serie den historischen Tatsachen treu und liefert noch dazu überzeugende Darsteller mit einem ordentlichen Aufwand sowie allerhand Statisten, mit denen man die Schwächen von Barbaren getrost überdecken kann. Bei mir jedenfalls die Serie 7,5 von 10 Punkten wert und hat somit eine Chance auf eine Fortsetzung verdient.

Wie es in der zweiten Staffel weitergehen könnte, wird ebenfalls zaghaft schon angedeutet, indem Falkwind den Göttern seinen Erstgeborenen verspricht und Thusnelda ihre Beziehung mit Arminius wieder aufgreift, wobei es hier unter allen dreien Beziehungsprobleme geben könnte. Für alle Drei ging das wahre Leben leider nicht schön aus. Außerdem ließen die Römer sich die Schmach der Niederlage natürlich nicht gefallen und schickten Germanicus ins Krisengebiet, dem die Germanen jedoch abermals Paroli bieten konnten; auch wenn die Standhaftigkeit mit Verrat, Gefangenschaft und innerer Zerrissenheit bezahlt wurde. Bis die zweite Staffel allerdings kommt, kann ich mich ruhig mit Romulus, Domina und der dritten Staffel von Britannia vergnügen, die nun demnächst angekündigt werden sollte.

Mit etwas Covid-Politik-bedingten Verzögerungen konnten die Dreharbeiten zur zweiten Staffel anlaufen. Hinter den Kulissen und vor der Kamera gibt es keine Veränderungen und Nteflix haben daran auch kein Interesse, nachdem sich Barbaren nun als die erfolgreichste deutsche Serienproduktion im Haus erwiesen hat. Die zweite Staffel wird ebenfalls sechs Episoden umfassen und ein Jahr nach der Varus-Schlacht einsetzen. Die Römer sinnen auf Rache und hetzen Aris Bruder gegen ihn auf. Die Risse zwischen den Stämmen sind immer noch sichtbar und Folkwin fordert die Götter heraus.

https://www.serienjunkies.de/news/ba...rt-108971.html

Am 21. Oktober 2022 geht es endlich mit den Barbaren weiter. Und einen Teaser gibt es auch schon. Und noch dazu sehr cool gemacht, mit der Büste von Varus und dem Datum in Latein. XD

Neuer Trailer . . . Sieht wieder recht episch und blutig aus.