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König der Murmelspieler

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  • König der Murmelspieler

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    Story:

    Während der Weltwirtschaftskrise sieht es um die Familie des zwölfjährigen Aarons nicht rosig aus. Sein Vater Erich Kurlander ist immer bemüht, einen passablen Job zu finden, doch in den Zeiten der Krise ist das leider ein schweres Unterfangen. Dennoch bleibt er stets optimistisch und verspricht bald einen lukrativen Job zu bekommen.

    Als ob das nicht schon alles schwer genug ist, für die in St. Louis lebende Familie, deren Unterkunft ein abgewirtschaftetes Hotel ist, für das ihr Geld kaum reicht. Nein das Schicksal meint es wirklich nicht gut mit ihnen, zudem ist Aarons Mutter auch noch schwer krank.

    Der Vater beschließt Aarons Bruder, vorübergehend zu den Verwandten abzugeben, um so etwas Geld einzusparen. Aaron ist entsetzt und verspricht seinem kleinen Bruder, ihn schnellstmöglich zurückzuholen, er würde das nötige Geld dafür schon auftreiben.

    Als Aarons Mutter es gesundheitlich immer schlechter geht, kommt sie in ein Krankenhaus. Ein weiterer Schock für den jungen Aaron, doch es gibt auch eine gute Nachricht, sein Vater bekommt einen gutbezahlten Job, für den er allerdings eine lange Zeit nicht zu Hause ist.

    Nun ist Aaron plötzlich komplett allein, in der Schule beginnt er Lügen zwecks seiner Familie zu erzählen. Aber auch sein Plan, Geld zu besorgen, um seinen kleinen Bruder nach Hause zu holen, nimmt Formen an. Doch für einen kleinen zwölfjährigen Jungen ist das eine große Hürde, nicht nur der schweren Zeiten wegen.




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    Eindruck:

    Der Film von Steven Soderbergh, zeigt die harte Kindheit in Zeiten der Krise. Der Focus liegt dabei überwiegend auf den jungen Aaron (Jesse Bradford), der in „König der Murmelspieler“ schneller erwachsen sein muss, als ihm lieb ist. So durchlebt der Zuschauer, wie Aaron sich allein durch das Leben schlägt und dabei häufig in Situationen gerät, in denen er sich immer öfter in Lügen verstrickt.

    Die Figuren um Aaron herum skizziert Soderbergh nur an, gerade genug, um ihnen etwas Leben einzuhauchen. Das klingt vielleicht erstmal recht eindimensional, bietet aber dem Zuschauer die Möglichkeit, für eigene Interpretationen der Geschehnisse. Dadurch bleibt Aaron die dominierende Figur, entwickelt sich aber dank der minimalen Präsenz um ihn herum weiter.

    Aaron wird recht gefasst und überwiegend optimistisch dargestellt, das wirkt anfänglich etwas befremdlich, angesichts seiner Situation. Das ist allerdings ein gewolltes Gerüst, man bekommt auch die Kehrseite zu sehen, wenn Aaron allein im Hotel hockt und nachdenklich sich seiner Lage bewusst wird. Die emotionalen Momente serviert Soderbergh nicht übermäßig dramatisierend in „König der Murmelspieler“. Dadurch empfindet der Zuschauer es wie der junge Aaron, mit kindlicher Naivität und dem Glauben daran, dass alles gut wird. So ordnet Aaron die Umstände für sich selber ein, oder ist das alles nur eine gespielte Lüge von ihm?



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    Sein Aufbau der Lügen, um in der Welt zu bestehen, ist schon ein kleines Phänomen. Mit jeder neuen Lüge wird seine Welt allerdings kleiner und es scheint, diese selbsterschaffene Blase kann er nicht ewig aufrechterhalten.

    Dadurch fiebert der Zuschauer mit und hofft zugleich, dass er es ablegt und ehrlich zu sich und den anderen ist. Wobei betrachtet man sein Umfeld, stellt sich schon die Frage, wer ist der größere Lügner neben ihm. Aber das sollte der Betrachter selbst herausfinden.

    Steven Soderbergh´s Verfilmung des Romans von A.E. Hotchner, wirkt visuell und darstellerisch zwar recht lebensfroh. Doch ungeachtet dieser Inszenierung, schaut man etwas hinter die Kulissen, erscheint einem immer mehr, vieles bedrückend und fast finster. Da möchte ich hervorheben, das Soderbergh zwar hier seiner Linie, während des ganzen Filmes treu bleibt. Aber, am Ende dann leider in ein Klischee verfällt, hier hätte er den Film, ruhig etwas mutiger beenden sollen.

    Letztlich ist das natürlich jammern auf hohem Niveau, der dritte Film von Steven Soderbergh zeigt nicht nur sein Talent, sondern schon seine Klasse. Hier liefert er ein Drama in einer Coming of Age Geschichte ab, die durchaus bemerkenswert erzählt ist. Dazu garniert mit guten Darstellern wie Jeroen Krabbé, Karen Allen, Adrien Brody und Katherine Heigl, um nur einige zu nennen.




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    Eine herzergreifende wie bedrückende Story, in prachtvollen Bildern, die zum Träumen einladen und den Zuschauer zurück in die Kindheit schicken. Mit König der Murmelspieler, hat Soderbergh im Jahr 1993 einen Film erschaffen, welcher insgeheim als Klassiker gilt und der auch heute nichts von seinem Reiz verloren hat.




    Die Blu-ray Premiere im Mediabook ist vom Cover eher schlicht gehalten, spiegelt aber beachtlich die Stimmung des Filmes wider. Das schlägt sich auch in der warmen Farbgebung nieder, abgerundet mit einem gelungenen Motiv auf der Rückseite. Der Innenteil ist ebenso gekonnt gestaltet, mit harmonisch ausgewählten Bildern, in und um das informative Booklet. Dazu preislich sehr attraktiv und jenseits der üblich aufgerufenen Kosten für Mediabooks. Einziger kleiner Kritikpunkt, das FSK Logo klebt auf dem Cover des Mediabooks, konnte jedoch problemlos entfernt werden.



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    Bild:

    Beim Intro fällt sofort der unruhige Bildstand auf, dieser legt sich aber bei dem Beginn des Filmes. Die neue 2K Restaurierung macht sich ebenfalls Positiv bemerkbar, gerade in den Close Ups bekommt man eine eindrucksvolle Schärfe, die sich bis in die halbtotalen zieht. Das alles sieht sehr beeindruckend aus und bietet eine Fülle an Details. Die warme Farbgebung, dominiert den gesamten Film, verleiht ihm dadurch eine melancholische Stimmung, die hier keineswegs fehl am Platz ist. Auch der Kontrast überzeugt, genauso wie der Schwarzwert, der vielleicht hin und wieder etwas kräftiger ausfallen könnte.

    Ton:

    Leider bekommt der deutsche Ton nur eine DTS-HD MA 2.0 Spur, während die englische in 5.1 vorliegt. Die wichtigsten Aspekte sind aber abgedeckt, die Dialoge sind deutlich zu vernehmen und der Score vermittelt die gewisse Räumlichkeit. Dabei wertet der Score von Cliff Martinez, der unter anderem auch “Drive” und “The Neon Demon” vertonte, den Film gelungen auf. Wenn er darf, hüllt er das gezeigte ordentlich ein und ertönt dynamisch aus den Boxen. Somit grundsätzlich eine gute Vorstellung, an der es wenig zu kritisieren gibt.

    Extras:
    • Making Of
    • Zusätzliche Szenen
    • B-Roll Material von den Dreharbeiten
    • Deutscher Trailer
    • Original Trailer



    Film: 4/5
    Bild: 4/5
    Ton: 3,5/5



    ©Bilder VOCOMES Movies – Alle Rechte vorbehalten!
    Zuletzt geändert von Kaneda; 01.07.2019, 18:40.




    Gruß Harry

  • #2
    Klingt gut ! Danke Harry!
    "Es sind 106 Meilen bis Chicago, wir haben genug Benzin im Tank, ein halbes Päckchen Zigaretten, es ist dunkel und wir tragen Sonnenbrillen!"

    Schulnotenbewertung: 1 sehr gut (= top!), 2 gut (= empfehlenswert), 3 befriedigend (= in Ordnung),
    4 ausreichend (= geht so), 5 ungenügend (= schlecht), 6 mangelhaft (= sehr schlecht!)


    Kommentar


    • Kaneda
      Kaneda kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Danke, dabei hatte ich einen Absatz versehentlich doppelt.. Wurde korrigiert und ist nun komplett.

  • #3
    Liest sich in der Tat sehr gut, vielen Dank für die Review!
    Viele Grüße
    Matze



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