Die Kinderbuchreihe von Hiroko Reijo war in Japan extrem erfolgreich. Bereits 20 Bücher sind über die Abenteuer der kleine Okko erschienen. Hinzu kommen eine Manga-Reihe sowie eine 24 Folgen lange Anime-Serie.
Durch den Erfolg des Franchises wurde nun auch beschlossen, „Okko’s Inn“ einen Kinofilm zu gönnen. Wie bei der Anime-Serie war auch hier das berühmte Madhouse Studio zuständig, welches schon Perlen wie „Ninja Scroll“, „Metropolis“ oder „Tokyo Godfather“ hervorgebracht hat. Als Regisseur wurde Kitaro Kosaka verpflichtet, der bereits für das berühmte Ghibli Studios gearbeitet hat.
Unter diesen Voraussetzungen waren die Erwartungen natürlich groß und nun ein Jahr nach dem Release in Japan bringt Kazé den Film in deutscher Syncro im Zuge der Anime Nights nach Deutschland und wir konnten ihn vorab für euch testen, um herauszufinden, ob der Film den Erwartungen gerecht wurde.
Story:
Bei einem Autounfall verliert die kleine Okko ihre Eltern und muss nun bei ihrer Großmutter leben, die eine Herberge betreibt. Okko will ihre Großmutter unterstützten, doch es ist alles andere als einfach, denn Okko fängt an, Geister zu sehen, die sie öfters mal in Schwierigkeiten bringen. Dazu hat Okko den Verlust ihrer Eltern alles andere als überwunden und hat dadurch mit vielen Problemen zu kämpfen.
Man merkt hier sofort, dass Kitaro Kosaka Ghibli Erfahrung hat, denn auch „Okko’s Inn“ hat sehr viel von dem berühmten Ghibli Charme und „Okko’s Inn“ wird mit extrem viel Herz erzählt und man hat einen schönen Film für die ganze Familie geschaffen.
Große Vorkenntnisse braucht man nicht, auch wenn mehr oder weniger eine neue Geschichte erzählt wird bzw. die alte Geschichte im neuen Blickwinkel gezeigt wird, ist die Einführung sehr gut und man ist sofort drin und schließt die kleine Okko direkt ins Herz und hat diese sofort gern. Die Atmosphäre ist sehr gut und man hat hier eine wirklich gute Mischung aus charmanter Komödie, leichte Fantasy und etwas Drama, wodurch es auch ein bisschen das Gefühl eines „Chihiros Reise ins Zauberland“ hat, auch wenn der letztgenannte einen deutlich höheren Fantasy Anteil besitzt. Einen ähnlichen Charme hat „Okko’s Inn“ aber definitiv.
Die Charaktere sind sehr gut und vor allem Okko zeigt sich hier als sehr komplexer Charakter, was stellenweise vielleicht zu viel für ein kleines Kind als Zuschauer sein könnte, zumal wie sie leidet, um den Verlust ihrer Eltern zu kompensieren, schon zu Tränen rührt.
Die Geister, mit denen sie spricht und sogar spielt sind nicht gruselig, sondern Geister weiterer Kinder und diese kommen sehr gut rüber und sorgen dafür, dass die Story vorangebracht wird und es zu Wendungen kommt, ohne dass die Geister anfangen zu nerven oder dass es zu übertrieben wird. Nicht jede Wendung ist vorhersehbar, dementsprechend kommt es zu einigen Überraschungen und vor allem zum Schluss sorgt eine große Wendung für jede Menge Dramatik und rührt den Zuschauer auch zu Tränen.
Das Design der Zeichnungen ist sehr schön, sehr weich und somit auch optisch sehr schön für Kinder anzuschauen. Dazu kommen die Kulissen und die Kostüme sehr gut rüber, wodurch die wunderschöne sehr charmante Atmosphäre hervorragend zur Geltung kommt. Auch die deutsche Syncro ist stimmlich sehr gelungen.
Das Einzige, was man dem Film nachtragen kann ist, dass dieser mit einer 94 Minuten Laufzeit immer noch zu kurz rüberkommt und das Ende dann sehr zügig abgewickelt wird. Als Zuschauer möchte man einfach mehr von der kleinen Okko sehen, leider ist dafür dann die Anime-Serie bei uns bisher nur bei Anime on Demand auf Japanisch mit deutschem Untertitel erhältlich, somit heißt es für uns Geduld.
Fazit:
Wer irgendeine Form von Action oder so erwartet, ist natürlich falsch, denn „Okko’s Inn“ ist ein schöner und auch charakterlich komplexer Anime Familienfilm. Inhaltlich wird das Rad nicht neu erfunden, aber der Film schafft es, seine Stärken wunderbar auszuspielen und entwickelt so den Charme eines Ghibli Films oder eines der alten klassischen Disney-Filme mit wirklich tollen Charakteren, die man einfach nur gernhaben muss. Eine Filmperle für Jung und Alt.
(Pierre Schulte)
©Hiroko Reijo, Asami, KODANSHA / WAKAOKAMI Project