Rambo: Last Blood – Kino Review | Universum Film
STORY
Nach vielen Jahren des Krieges, verlorenen wie gewonnen Schlachten, kehrt John Rambo (Sylvester Stallone) in seine Heimat nach Arizona zurück und möchte sein Leben auf der Range seiner Familie ausklingen lassen. In der Haushälterin Maria Beltran (Adriana Barraza) und ihrer Enkelin Gabrielle (Yvette Monreal) hat John eine neue Familie gefunden und kümmert sich auf der Range um die Pferde und die täglichen Aufgaben. Als eines Tages Gabrielle sich auf die Suche nach ihrem leiblichen Vater nach Mexico begibt, gerät Sie in die Fänge eines mexikanischen Kartells und wird prompt verschleppt. Besorgt macht sich John umgehend auf die Suche nach Gabrielle und wird alles daran setzen, sie nach Hause zu bringen.
KRITIK
Als 2008 nach gut 20 Jahren Sylvester Stallone erneut in die Rolle von John Rambo schlüpfte, war die Skepsis groß, ob nach so einer langen Zeit ein weiterer Teil die bestehende Trilogie bereichern könnte. Um ganz sicher zu gehen, hat damals Stallone nicht nur – wie so oft – am Drehbuch geschrieben, sondern ebenfalls die Regie übernommen und einen brachialen sowie kompromisslosen Rambo auf die Leinwand geklatscht, welcher dem Charakter einen würdigen Abschluss schenkte.
In der Filmwelt sollte man niemals “Nie” sagen und nun ist wieder etwas Undenkbares passiert, denn nach elf Jahren wird John Rambo, unter der Regie von Adrian Grunberg, ein erneuter Auftritt gewidmet. Seine einzige Referenz als Regisseur ist der 2012 veröffentlichte “Get the Gringo” mit Mel Gibson, der beim Publikum für insgesamt positive Resonanzen gesorgt hat.
Abermals hat Sylvester Stallone beim neusten Ableger zusätzlich am Drehbuch mitgewirkt und auch, wenn der Trailer ein Actionfeuerwerk verspricht, so ist fast die komplette erste Hälfte sehr ruhig aufgebaut und konzentriert sich auf die vorhandenen Charaktere. Natürlich ist Rambo hier im Mittelpunkt, denn die seelischen Narben aus der Vergangenheit sind immer noch Teil seines Daseins, die ihn immer wieder Heim suchen und ihm nicht den Frieden geben, den er nach all den Jahren verdient hätte. Doch das Leben auf der Range und die Menschen um ihn herum schenken Rambo kleinere Momente, die den ganzen Ballast auf seinen Schultern vergessen lässt und offenbart ihm ein Stück friedliches Leben.
Die Charakterdarstellung und das Eintauchen in die emotionale Tiefe des John Rambo sind anfangs sehr gelungen und zeigen gekonnt den menschlichen Zustand des Veteranen. Doch Abseits von John Rambo bietet die Story kaum Nennenswertes und plätschert minutenlang vor sich hin – ohne interessante oder nennenswerte Vorkommnisse. Der Plot ist recht schnell vorhersehbar und hat man sich im Vorfeld den Trailer angeschaut, kann man sich sogar fast den kompletten Film zusammenreimen und liegt am Ende mit seiner Version kaum daneben.
Viele Klischees werden hier systematisch Punkt für Punkt abgearbeitet, sei es im Verhalten der Charaktere, dem Verlauf der Geschichte oder dem letztendlichen Ausgang – einzig eine kleinere Überraschung wird dem Zuschauer geboten. Zugegeben, bei solch Filmen ist die geschichtliche Raffinesse oder gedankenstarke Dialoge weniger gefragt, denn die Stärke liegt in der Inszenierung der Geschehnisse, die letztendlich für die gebotene Qualität sowie den Unterhaltungswert ausschlaggebend sind – doch leider misslingt es Adrian Grunberg auf dem Regiestuhl genau diese relevanten Elemente hervorzuheben.
Sei es im dramaturgischen Bereich oder in der Inszenierung der jeweiligen Situation, als Zuschauer sitzt man tatsächlich größtenteils unberührt im Kinosessel und wird in jeder Lage kaum ergriffen. Es fehlt einfach der nötige Feinschliff in der Darstellung der Sequenzen, um diese vollends entfalten zu lassen, damit man auch wahrhaftig in den Moment eintaucht und gefesselt auf die Leinwand blickt. Vor allem wurde die Musik als Mittel zur Verstärkung solcher Gefühlslagen oder zur Untermalung der Szenerie kaum eingesetzt, dabei hat Brian Tyler ein paar richtig gute musikalische Stücke komponiert, die schmerzlich vermisst wurden. Adrian Grunberg konzentriert sich eher auf die Bildsprache, doch diese alleine schafft es nicht, die vorhandenen Emotionen auf den Zuschauer zu transportiert, da es in diesem Fall an der Machart scheitert. Dieses Manko wird eindrucksvoll im großen Finale zur Schau gestellt, als jeder Zweikampf minutenlang nach dem gleichen Schema verläuft, ohne eine Abweichung zu bieten, Adrenalin freizusetzen oder um einen Spannungsbogen zu kreieren. Ein Bösewicht nach dem anderen wird Opfer einer Falle und Rambo setzt Sekunden später den Gnadenschuss, Punkt – und genau so plump und kalt wie es sich liest, fühlt es sich bei Betrachtung auch an.
Zieht man an dieser Stelle den Vorgänger “John Rambo” als Vergleich, so merkt man umgehend die kleinen, aber wirkungsvolle Unterschiede zum neusten Ableger, wie z. B. bei der Szene mit John als Skipper auf dem Fluss oder auf dem Reisfeld mit den unschuldigen Bauern. Der perfekt wiederholende Schnitt auf die Charaktere, die aufbauschende Musik im Hintergrund bis hin zur eskalierenden Situation – alles greift elektrisierend ineinander und erzeugt einen tollen und fesselnden Spannungsbogen. Pierre Morel’s “96 Hours” aus dem Jahre 2009 – welcher viele Storyline-Parallele mit “Last Blood” beinhaltet – könnte ebenso mit seiner gelungenen Inszenierung als Vergleich herangezogen werden.
Eventuell hätte Stallone beratend und unterstützend zur Seite von Adrian Grunberg stehen sollen, um das Maximum aus den Aufnahmen zu entlocken – schade.
Zu guter Letzt wird dem Ex-Soldaten im Abspann von “Rambo – Last Blood” eine schön zusammengestellte Bilder-Collage gewidmet, welche seine Anfänge aus “Rambo – First Blood” bis hin zur aktuellen Produktion aufzeigt und zusätzlich wird das Ende um eine Szene erweitert, wodurch ein kleines Hintertürchen für einen eventuell weiteren Teil offen gelassen wird.
Beim Thema Synchronisation stand Thomas Danneberg, der seit Jahrzehnten Sylvester Stallone die deutsche Synchronstimme verlieh, gesundheitlich bedingt nicht mehr zur Verfügung und daher übernahm Jürgen Prochnow – wie in „Creed 2“ – diesen Part. Allerdings schafft es Prochnow erneut nicht, die richtigen Nuancen in der Stimme für Stallone – wie Danneberg -zu treffen und die Akustik klingt des Öfteren unharmonisch, teils sogar störend.
Leider wird Thomas Danneberg für die Zukunft nicht mehr als Sprecher zu Verfügung stehen, aber glücklicherweise könnte ein alternativer Sprecher – zu Jürgen Prochnow – diese Lücke schließen. Die Rede ist von Bernd Egger. Der gute Mann hat im aktuellen “Terminator: Dark Fate”-Trailer Arnold Schwarzenegger gesprochen, der zuvor ebenfalls von Danneberg abgedeckt wurde, und hat eine fantastische Performance abgeliefert, so dass die Hoffnung für einen geeigneten Nachfolger gegeben ist.
FAZIT
„Rambo – Last Blood“ ist ein recht plumper Rachefilm, der leider inszenatorisch größtenteils blass bleibt und emotional auf allen Ebenen nicht fesseln kann und den Zuschauer links liegen lässt. Auch wenn es schmeichelhaft ist, John Rambo nochmal auf der großen Leinwand zu sehen, so hätte es gerne bei dem würdigen Abschluss von Teil 4 bleiben können.
5/10
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