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David Lynch Complete Film Collection – Blu-ray Review Teil 1

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  • David Lynch Complete Film Collection – Blu-ray Review Teil 1

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    Der Name David Lynch spaltet die Filmfans, die einen halten ihn für einen genialen Ausnahmeregisseur, die anderen können seinen teils rätselhaften Inszenierungen wenig abgewinnen. Fakt ist, seine Filme polarisieren, bieten eine einzigartige Bildersprache, sind kontrovers und besitzen definitiv eine Daseinsberechtigung. Gerade weil sie selten den üblichen Sehgewohnheiten entsprechen, Rätsel aufgeben und dem Schönen, unterschwellig ein Grauen innewohnt. Dadurch strahlen seine teils surreal wirkenden Filme eine besondere Faszination aus. Seine Filmwelt ist häufig alptraumhaft, audiovisuell aufregend inszeniert und für viele zu Recht, einfach Kult. Niemand sonst verwirrt seine Zuschauer so gekonnt wie Lynch, alltägliche Szenen zelebriert er bizarr auf die Leinwand, dass fordert den Zuschauer und regt für Interpretationen an. Und das macht ihn so einzigartig, einer der in keine Schublade passt, einer der wenigen freien Regisseure unserer Zeit.

    Eines hat David Lynch einem anderen großen Regisseur namens Quentin Tarantino nun voraus, er hat schon zehn Filme gedreht. Mit der aktuell erschienen David Lynch Complete Film Collection, wird es Zeit, seine Werke näher vorzustellen. Hier Teil 1 von 2 zu den zehn Werken des umstrittenen Regisseurs, der die Filmlandschaft enorm bereichert hat. Und mit dieser kompletten Filmkollektion, nicht nur gewürdigt wird, sondern auch denen, die bisher noch nicht mit Lynch Berührung gekommen sind, die Möglichkeit gibt, das mit einem Schlag nachzuholen.


    Eindruck:


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    Eraserhead 1977:

    Eraserhead ist das Erstlingswerk von David Lynch und kommt in Schwarz-weiß daher. Jack Nance spielt hier Henry Spencer, er und seine Freundin Mary haben ein missgebildetes Baby. Doch Mary ist überfordert und verlässt Henry, als dann der Säugling krank wird, verzweifelt auch Henry mit der Situation. Ganz so simpel wie die Geschichte klingt, ist sie nicht inszeniert, der fast kammerspielartige und beklemmende Film, mit wenig Dialogen, ist harter Stoff. Wie in Zeitlupe gedreht, fordert „Eraserhead“ die Geduld der Zuschauer, begeistert aber mit einzigartiger Bildästhetik. Die wenigen Darsteller agieren mit ihrer Performance häufig gegen den üblichen Sehgewohnheiten. Verbunden mit den wenigen Dialogen entsteht eine gespenstige Atmosphäre, ein Film, den man wenigstens einmal gesehen haben sollte, auch wenn es keine einfache Kost ist.



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    Der Elefantenmensch 1980:

    Sein zweiter Film kommt abermals in Schwarz-Weiß ins Kino und erzählt die Geschichte eines missgebildeten Mannes, nach einer wahren Begebenheit. Der entstellte Joseph Merrick (John Hurt) wird auf dem Jahrmarkt präsentiert, als Dr. Frederick Treves (Anthony Hopkins) auf ihn aufmerksam wird, nimmt er ihn auf. Er untersucht ihn nicht nur, sondern peppt sein trostloses Leben auf und integriert ihn langsam in die Gesellschaft. Doch seine Vergangenheit holt ihn ein, nicht nur der Schausteller hätte ihn gern zurück, um weiter Geld mit ihm zu machen. Hier fängt Lynch die viktorianische Zeit in London um 1881 beeindruckend ein, verfilmt die sensible Geschichte sehr geradlinig und liefert ein berührendes Drama. Abgerundet mit den Top aufspielenden Darstellern, einer umwerfenden Kulisse, sowie Ausstattung, ergibt letztlich in der Summe ein grandioses Filmerlebnis.



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    Dune – Der Wüstenplanet 1984:

    Mit dem für unverfilmbaren geltenden Buch, „Dune – der Wüstenplanet“ von Frank Herbert, wagt sich Lynch an einen großen Stoff, mit hohen Erwartungen der Fans dieses Kult-Romans. Man schreibt das Jahr 10191, Herzog Leto Atreides bekommt von Imperator Shaddam IV die Befehlsgewalt über den Wüstenplaneten Arrakis, genannt Dune, übertragen. Doch nicht ohne Hintergedanken, denn das dort gewonnene Spice ist einzigartig und von hohem Wert. So erkämpft sich Baron Wladimir Harkonnen die Herrschaft über Arrakis blutig zurück, wie vom Imperator erwartet. Doch Herzog Atreides ahnte diese Entwicklung, sein Sohn Paul konnte daher der tödlichen Invasion entkommen. Er findet in der Wüste bei den Ureinwohnern nicht nur neue Gefährten, sondern entdeckt auch seine Bestimmung. Lynch hält sich nicht immer korrekt an die Buchvorlage, bringt seinen eigenen Stil rein, der nicht alle Fragen beantwortet und dadurch den Zuschauer schon etwas fordert, gerade den, der die Vorlage nicht kennt. Visuell hebt sich der Film deutlich von den üblichen Sci-Fi Verfilmungen ab, bizarre Kulissen, imposante Ausstattung und ausgefallene Kostüme, dass alles konnte dennoch nur wenige begeistern, der Film floppte. Zu Unrecht wie ich finde, weil er handwerklich spektakulär inszeniert ist und die Figurendarstellung vielfältig ausgearbeitet wurde. Dazu ein genialer Score und ein illustrer Cast mit unter anderem Jürgen Prochnow, Sting, Sean Young, Max von Sydow, Dean Stockwell, Virginia Madson, Patrick Stewart, Kyle MacLachlan,… Daher kann ich den Film absolut empfehlen, nicht nur Sci-Fi Fans.




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    Blue Velvet 1986:

    Der junge Jeffrey Beaumont besucht seinen Vater im Krankenhaus, auf dem Heimweg findet er ein abgeschnittenes menschliches Ohr. Neugierig über den Fund, macht er sich auf, die Hintergründe aufzudecken. Doch dadurch begibt sich der aus gutem Hause stammende Jeffrey in eine Welt der menschlichen Abgründe, aus der er scheinbar nicht mehr entkommen kann. In diesem Thriller entführt uns Lynch erneut in seine eigene Bildkomposition, Farben, Symbole, Musik und auch simple Geräusche, bekommen einen wichtigen Stellenwert. Dadurch erlebt man diesen Kontroversen Film, mit einer Vielzahl an verstörenden Szenen, die manche Zuschauer vielleicht irritieren. Lynch gibt uns Spielraum für Interpretationen und schockt nicht einfach nur mit Gewaltszenen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Heute ist der Film ein Klassiker und eigentlich Kult unter Lynch Fans, weil er nicht annähernd so oberflächlich ist, wie der Inhalt vermuten lässt. So ist kein Lynch Film wie der andere, die einzige Konstante sind die häufig wiederkehrenden Darsteller in seinen Werken. Hier spielt erneute Kyle MacLachlan, Dean Stockwell und Jack Nance mit, dazu mit Isabella Rossellini, Dennis Hopper, Laura Dern und Brad Dourif sehr prominent besetzt.



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    Wild at Heart – die Geschichte von Sailor und Lula 1990:

    Der frisch aus dem Gefängnis entlassene Sailor und seine Freundin Lula reisen durch die USA in der Hoffnung, auf ein ruhiges Leben. Doch die gewissenlose Mutter von Lula, der das gar nicht gefällt, hetzt beiden einen Killer und Privatdetektiv hinterher. So beginnt eine Flucht der beiden, in der nicht nur ihre Verfolger zum Problem werden. Auch das Geld geht aus und so lässt sich Sailor auf einen folgenschweren Raub ein. Klingt erstmal wie ein typisches Roadmovie, eines Pärchens, das einen Neuanfang startet. Doch Lynch verpackt auch diesen Film entgegen den üblichen Erwartungen, zeigt hier noch traumhaft schöne Bilder, um sie dann mit roher Gewalt einzureißen. Er schockt den Zuschauer mit überraschend sentimentalen wie auch gewalttätigen Szenen, die es in sich haben. Eine visuelle Achterbahnfahrt, mit abstrakten Bildern, erneut beschert uns Lynch hier einen weiteren Kultfilm. Neben ein paar bekannten Lieblingsdarstellern von Lynch in diesem Film, geht die Hauptrolle an Laura Dern und Nicolas Cage. Die alle eine starke Performance bieten und gerade Cage spielt hier großartig auf. Dem Regisseur gelingt die Gratwanderung erneut, er vereint seinen eigenen Stil gekonnt in ein Roadmovie. Zeigt uns eine leidenschaftliche Liebesgeschichte, die langsam, aber sicher zum Alptraum wird. Auch das er tief unter die Oberfläche seiner Figuren geht und sie nicht in den üblichen Klischees darstellt, ist bewundernswert, eben typisch Lynch.



    Fazit:

    Das war die erste Hälfte zu „David Lynch´s Werken“, ein sehr abwechslungsreicher Mix, der mir Spaß gemacht hat. Die untere Bewertung stellt natürlich den Durchschnitt der fünf Filme dar, aber keine Angst, Ausreißer, die ein vernichtendes Urteil bei Bild und oder Ton haben, gab es nicht.

    Im zeitnah folgenden 2. Teil der David Lynch Complete Film Collection, gibt es folgende Titel: Twin Peaks – Der Film / Lost Highway / Eine wahre Geschichte – TheStraight Story / Mulholland Drive / Inland Empire.


    Bild:

    „Eraserhead“ und „Der Elefantenmensch“ sind wie gesagt in Schwarz-weiß, wobei ersterer spärlich ausgeleuchtet daherkommt, vermittelt dadurch allerdings eine verstörende Stimmung, die einfach passt. „Der Elefantenmensch“ bietet einen soliden Kontrast und satten Schwarzwert und zeigt ein sehr ordentliches Bild. „Dune“ überzeugt mit einem gelungenen Bild, sowohl farblich wie auch von der Schärfe her, selten wirken die Farben etwas gedämpft. Eine mehr als ordentliche Vorstellung. „Blue Velvet“ hat ein eher weiches Bild, das scheint beabsichtigt. Dazu leichtes Filmkorn, der ausgewogene Kontrast und ein guter Schwarzwert überzeugen. „Wild at Heart“ bietet eine gute Schärfe, passablen Kontrast und eine neutrale Farbgebung. In den dunklen Szenen wirkt vieles weicher und Filmkorn wird sichtbar.


    Ton:

    „Eraserhead“ ist in Englisch und Stereo auf der Scheibe, bei den spärlichen Dialogen, die natürlich untertitelt sind, kein Thema. „Der Elefantenmensch“ besitzt eine deutsche 2.0 Tonspur, die für diesen Film völlig ausreichend ist. Bei der deutschen DTS-HD MA 2.0 Tonspur von „Dune“ vermisst man für so ein Sci-Fi Epos die räumliche Dynamik, ich kann allerdings damit leben. „Blue Velvet“ klingt trotz DTS 5.1 eher verhalten, die Dialoge sind ordentlich, ansonsten eine recht unauffällige Abmischung. Ebenfalls mit DTS 5.1 Tonspur ist „Wild at Heart“ gesegnet, der auch deutlich räumlicher abgemischt ist und Rears und Sub mit einbindet.



    Extras:

    Ein mehr als fünfstündiges Bonusmaterial wird geboten, hier gibt es die üblichen Beigaben wie Trailer, Deletend Scenes und Interviews. Aber auch Kurzfilme von David Lynch, dazu Dokumentationen und vieles mehr. Hier sollte der Fan genügend Informationen aus dem David Lynch Universum finden. Die Extras sind auf die einzelnen Filme verteilt, eine Bonus Disc mit Extras gibt es nicht.





    ©Bilder Studiocanal – Alle Rechte vorbehalten!




    Gruß Harry

  • #2
    Zitat von Kaneda Beitrag anzeigen
    [Der Name David Lynch spaltet die Filmfans, die einen halten ihn für einen genialen Ausnahmeregisseur, die anderen können seinen teils rätselhaften Inszenierungen wenig abgewinnen.
    Ich habe mir die Box am Freitag auch gekauft. Allerdings noch nicht geguckt (und Inland Empire kenn ich tatsächlich noch nicht, als einzigen seiner Filme). Ich werde auch nicht alles schauen, ein oder zwei sind mir zu deprimierend.

    So richtig durchgedreht finde ich aber eigentlich nur Lost Highway. Also so richtig richtig. Ein bisschen schräg sind sie natürlich alle, Lynch hat halt einen an der Waffel. :zwinker:

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    • #3
      Danke für das Review, kenne natürlich auch fast alle Lynch Filme, aber außer Dune habe ich keinen ein zweites Mal gesehen, dafür ist mir der Herr zu durchgeknallt.
      Serienjunkie durch und durch...

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      • #4
        Zitat von Brathering Beitrag anzeigen

        Ich habe mir die Box am Freitag auch gekauft. Allerdings noch nicht geguckt (und Inland Empire kenn ich tatsächlich noch nicht, als einzigen seiner Filme). Ich werde auch nicht alles schauen, ein oder zwei sind mir zu deprimierend.

        So richtig durchgedreht finde ich aber eigentlich nur Lost Highway. Also so richtig richtig. Ein bisschen schräg sind sie natürlich alle, Lynch hat halt einen an der Waffel. :zwinker:
        Wenn du Lost Highway schon durchgedreht empfindest, dann schreib mal wie du Inland Empire fandest.




        Gruß Harry

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        • #5
          Zitat von Kaneda Beitrag anzeigen

          Wenn du Lost Highway schon durchgedreht empfindest, dann schreib mal wie du Inland Empire fandest.
          Mach ich. Wobei ich Lost Highway mag. Ich verstehe ihn nicht, aber ich mag ihn. Was daran liegt, dass er mich zum Nachdenken anregt. Wogegen ich zum Beispiel Donnie Darko auch nicht verstehe, aber überhaupt nicht mag, weil es mich zu wenig interessiert, was da hinter steckt...

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