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Joker (DC Elseworld) (2019)

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  • #91
    Und die Studios suchen sich ihre Projekte nach der Erfolgsgarantie aus-und die ist bei Sequels von Filmen, die die Kassen bereits zum überquellen gebracht haben, natürlich sehr hoch.

    Aber der gute Joaquin Phoenix ist auf jeden Fall ein sehr sympathischer, anscheiend bodenständig gebliener Mensch und nicht so ein abgehoben arroganter, geld-und publicitygeiler und egozentrischer Typ wie z.B. ein Will Smith. Und er ist noch ein ein phantastischer Schauspieler dazu, siehe Gladiator oder 8MM-noch so ein krasser Film von ihm...
    Spoiler ->
    Ich achte nie auf das Äußere-für mich zählen nur die inneren Werte..... siehe Avatarbild

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    • #92
      Aber es soll nicht immer einfach zu sein mit Phoenix zu arbeiten, da er stets mega viel in seinen rollen abgeht und wenn es nicht nach seiner pfeife geht auch mal austickt. Okay an kinski reicht er nicht ran aber naja :zwinker:

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      • #93
        Die letzte Woche war für mich recht stressig. Viel Arbeit, eine Erkältung noch dazu und auch noch Samstagsarbeit. Den Besuch beim Joker ließ ich mir aber von Nichts und Niemandem kaputtmachen und tatsächlich war auch das ländlich gelegene Kino bei der Spätvorstellung restlos ausverkauft. Ich war tatsächlich so aufgekratzt, dass ich trotzdem hellwach war, als der Film nach 30 Minuten Werbung und Trailern endlich anfing.

        Der Film beginnt mit der Darstellung eines Versagers, für den man eigentlich nur Mitleid übrig hat. Arthur Fleck muss sich und seine Mutter mit kleinen Jobs als Werbeclown über Wasser halten, während er davon träumt ein Stand-Up-Comedian und in der Show von Komiker Murray Franklin aufzutreten. Das fällt ihm umso schwerer, nachdem er schon schwere psychische Probleme wie unkontrolliertes Lachen hat und das macht es in der momentanen Krise nicht leichter. Die Menschen sind aggressiver und gewalttätiger und auch das bekommt Arthur regelmäßig mit Verachtung und Schlägen zu spüren - bis ihm ein Kollege eine Waffe gibt, mit der er sich notfalls verteidigen kann. Und das tut er auch, ohne zu ahnen, welche dramatischen Ereignisse er in der Stadt auslöst.

        Oh Mann, was ist dieser Film nicht diskutiert worden. Bester Film des Jahres! Bester Schauspieler! Aber auch gefährlich, realitätsfremd und zu Amokläufen anstachelnd oder auch gar rassistisch. Also was ist Joker denn nun? Für einige bestimmte Medien und politische Kräfte ist er jedenfalls ganz sicherlich gefährlich, weil er unbequeme Wahrheiten anspricht und mit dem momentanen Zeitgeist des politischen Links-Diktates durch die Medien ziemlich kritisch umgeht. Für mich ist er aber genau deswegen der beste Film des Jahres, weil er den Zeitgeist ganz genau erfasst und seine eigenen Schlüsse daraus zieht. Nun wird mir auch klar, warum der Film in manchen Medien überhaupt nicht gut wegkommt: er hält nämlich unserer Gesellschaft den Spiegel vor und zeigt auf drastische Art und Weise, wie man Monster erschafft.
        Der Mann, um den es hier nämlich geht - Arthur Fleck - gehört nämlich zu dem Personenkreis der Geschassten, den Namenlosen und den Geringverdienen, die eigentlich nur über die Runden kommen wollen. Und vielleicht etwas Glück dazu. Nur ein wenig. Doch stattdessen bekommt Arthur immer schön weiter in die Fresse, indem einen Schicksalsschlag nach dem anderen hinnehmen muss. Seine Jobs sind mies, seine Karriere als Stand-Up endet als Dead-On-Arrival und er bekommt regelmäßig Schläge ab. Und das zunächst einmal durch eine Jugendgang, die sich recht bunt zusammensetzt. Der Anführer ist scheinbar teils asiatisch, worauf sich vermutlich auch die Vorwürfe des Rassismus gründen. Dass Arthur aber auch Opfer reicher, weißer Schläger wird, die der Film der finanziellen Elite mit einem guten Beruf zurechnet, wurde offenbar großzügig übersehen. Genauso wie die schwarze Psychologin, der schwarze Verwaltungsangestellte oder die Halbschwarze, auf die er eine Auge geworfen hat, und denen es allesamt besser geht als ihm. Zeitlich lässt sich der Film nicht genau einordnen, sondern nur periodisch, weil er uns eine Jahreszahl verweigert. Stattdessen können wir nur anhand der Autos, der Mode, der Technik und den Gepflogenheiten eine Einordnung treffen. Es gibt keine Handys, auch in der Stadt nur große Autos, versiffte Bahnhöfe und immer und überall wird in Büros noch ordentlich geraucht und gequalmt. Schau ich mir die alten Fernseher an, bei denen sich Farbe schon etwas etabliert hat, dann würde ich Joker Ende der 1970er bis maximal 1985 einstufen. Dabei sind aber die Parallelen mit unserer Zeit extrem aufdringlich. Wir haben momentan die Flüchtlingskrise, die immer größere Probleme wie wirtschaftliche Schwierigkeiten, Wohnungsnot, willkürliche Messerattacken und gar Terroranschläge nach sich zieht. Hier im Film ist es augenscheinlich eine Wirtschaftskrise, die jedoch ganz ähnliche Auswirkungen hat. Wohnraum ist rar, es gibt kaum Jobs, die Brutalität auf den Straßen nimmt zu, es werden überall öffentliche Gelder gekürzt und soziale Programme gestrichen.

        Und darunter ist leider auch das Programm von Arthur, was ihm helfen soll endlich ein besseres Leben zu finden. Er bekommt psychologische Betreuung, Hilfe bei der Arbeitssuche und auch Medikamente, mit denen er seine Psychosen kontrollieren kann. Aber genau dieses Programm wird nun zugunsten der städtischen Finanzen fallengelassen und Arthur ist auf sich alleine gestellt. Auffallend ist auch der Zeitpunkt, ab dem Arthur wirklich gewalttätig wird. Nicht nur, dass er von diesen Demütigungen genug hat, sondern er bekommt auch keine Pillen mehr, die seine Psychosen kontrollieren könnten. Er hat nicht nur irgendwelche Tagträume, wie etwa vom Besuch bei Franklins Show, sondern verliert sich darin und bildet sich Dinge ein, die gar nicht da sind, was ihm aber erst später bewusst wird. Allerdings ist das auch gar nicht so schlecht, denn wir sehen, wie er sich langsam aus der Lethargie befreit, in der er sich befindet. Und zwar indem er sich immer weniger gefallen lässt und sich endlich zur Wehr setzt. Gewalt im Film ist zwar selten, topt aber in seinen Gewalterruptionen bislang jeden einzelnen DC-Film davor! Zunächst einmal ist der Verfall von Arthurs selbst kein harmloser Spaß. Es geht um schwere psychische Probleme, Kindersmissbrauch, regelmäßige Demütigungen und Schläge. Immer wieder Schläge und Tritte, obwohl Arthur überhaupt nichts Böses im Sinn hat und keinem Menschen schaden will. Er ist hier eindeutig das Opfer und er tötet auch Niemanden, der es nicht vollends verdient hätte.

        Spoiler ->

        Diese drei verdammten Investment-Banker in der U-Bahn haben tatsächlich nichts Anderes zu tun als andere Fahrgäste zu beleidigen, weil sie es sich ja leisten können, während alle anderen ohne Job dasitzen und Angst ihm die Zukunft haben. Und deswegen können sie es sich auch erlauben zu Pöbeln und zu schlagen? Nicht mit Arthur! Seine Mutter muss natürlich sterben, nachdem sie ihn jahrelang belogen hat, obwohl man bei ihr schon fast von einer Erlösung sprechen kann. Dann ist da natürlich der Mord an seinem Freund Randall, der fast schon splattrig war. Zuerst ihm eine Waffe zustecken, dann verpfeifen und sich aus der Affäre ziehen. Und zuletzt natürlich Murray Franklin, der privat zwar ganz in Ordnung scheint, aber beruflich kaum noch keine Grenzen zu kennen scheint. Ja, keine Schmuddelwitze und Schimpfwörter. Ja bloß nicht! Aber andere Leute öffentlich blamieren und diffamieren, das kann man in seiner Show problemlos.


        Bei diesen Szenen geht es schon recht hart zur Sache. Erstens, kommt die Gewalt sehr plötzlich und Zweitens, wird dabei meines Eindruckes nach vollkommen auf CGI verzichtet und klassisches Kunstblut eingesetzt. Bei den Kopfschüssen sieht man darum auch sehr schön, wie Blut und Hirn an die Decke spritzt, das Blut sich auf dem Boden verteilt oder am Gesicht kleben bleibt. Nope, ein PG13-Filmchen ist dieser Joker definitiv nicht! Er zeigt den gesellschaftlichen und moralischen Verfall ziemlich deutlich und zeigt auch, wie sich diese Wut leider vollkommen berechtigt in Gewalt kanalisieren kann und es Mord und Totschlag kommt. Und - das ist sehr wichtig - Joker nennt auch die Verantwortlichen in Form der reichen bzw. politischen Elite und den Medien, denen die Sorgen der Bevölkerung am Arsch vorbei gehen und immer nur die gleichen leeren Versprechungen von sich geben. Gipfel des Zynismus ist ein Besuch im Kino, wo sich die reiche und arrogante Elite Gothams ganz abgeschottet den Chaplin Klassiker Moderne Zeiten ansieht, während draußen aufgeheizte Demonstrationen stattfinden. Diese Szene ist nun wieder eine weitere herrliche Metapher, denn in dem Film geht es um die gleichen Probleme, mit denen wir in der Realität und Arthur in seinem Film konfrontiert ist; und die Staatenlenker und angeblichen Denken sehen sich den Klassiker an, verstehen jedoch kein einziges Stück davon. Sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht und steuern blind ihren fatalen Kurs weiter, der erst recht zur gesellschaftlichen Spaltung beiträgt.
        Joker ist darum viel mehr als ein Film; es ist eine Warnung an unsere Gesellschaft und unsere Medien. An die Arschlöcher da draußen, die andere Menschen nur allzu gerne denunzieren und die Medien, die außer ihrer linkspolitischen Meinung überhaupt keine andere Perspektive mehr zulassen. Warum soll denn Thomas Wayne ein guter Mensch sein, frägt Arthur seine Mutter. Weil es alle im Fernsehen sagen, ist die schlichte Antwort. Das Fernsehen entscheidet also darüber, wer gut und wer schlecht ist. Dass es eben nicht so ist, das macht Joker klar, denn Arthur wurde von genau diesen Menschen zum Schurken gemacht, von der zerrissenen Gesellschaft, die keinen Platz für ihn hat, auch wenn es die Medien im Film, Thomas Wayne und Murray natürlich gerne anders herum hätten. Der Plot sowie die Atmosphäre erinnern natürlich nicht von ungefähr etwas an Taxi Driver. Sowohl Travis als auch Arthur können den Verfall der Gesellschaft nicht känger mitansehen und reagieren mit Gewalt auf ihre Umwelt. Nicht umsonst spielt Robert De Niro auch hier eine kleine, aber sehr tragende Rolle von ähnlichem Format.

        Über weite Strecken hin könnte dieser Film für sich alleine stehen, doch es gibt selbstverständlich auch einige Verweise zum DC-Universum. Ein Besuch in Arkam State Hospital ist mit drin, genauso wie der geplatze Traum vom Stand-Up-Comedian, wie man ihn aus The Killing Joke kennt. Thomas Wayne spielt eine wichtige Rolle im Film und man lernt sogar den jungen Bruce kennen. Und es gibt da einen äußerst interessanten Nebenplot, der . . .

        Spoiler ->

        . . . Arthur als unehelichen Sohn von Thomas Wayne darstellt. Zumindest rückt der Film die Theorie in den Mittelpunkt, dass der Joker eigentlich ein Halb-Bruder von Bruce ist und das ergibt in dieser Welt durchaus Sinn, werden beide durch ihre Traumata zu ihrer gegenseitigen Nemesis. Allerdings stellt Joker diese Theorie wiederum selbst in Frage, indem er Arthurs Mutter ebenfalls psychisch krank erscheinen lässt. Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass die Waynes Geld wie Heu haben und man Thomas durchaus Bestechung und Korruption zutraut, um die Vaterschaft von Arthur zu bestreiten. Zumindest Alfred scheint etwas wissen, was nicht an die Öffentlichkeit darf. Somit bleibt es bei einem anreizenden Gedankenspiel.


        Den stärksten Querverweis und auch einen der stärksten Momente im gesamten Film gibt es zum Finale hin.

        Spoiler ->

        Nachdem Arthur Murray erschossen hat und davor ganz genau die Probleme der Gesellschaft direkt benannt hat, kommt es in der ganzen Stadt zu Aufständen und Demonstrationen. Er wird sogar gewaltsam aus den Fängen der Polizei befreit und gefeiert. Genau während dieser Aufstände kommen sich die Waynes aus dem Kino, nachdem sie sich, wie es in den Comics geschrieben steht, Zorro angesehen haben. Ein aufmerksamer Anhänger des Jokers beobachtet sie dabei und tötet sie in der Gasse, weil sie bekommen sollen, was sie verdient haben.


        Also auch, wenn der Joker bzw. Arthur nicht direkt die Waynes ermordet hat, so ist er trotzdem dafür verantwortlich und das gibt eine selten geniale Schleife zu den Comics und einen dicken Verweis auf Burtons Batman von 1989. Das macht den Film natürlich ohnehin sehenswert, doch Joker ist eigentlich nur die Bühne für Joaquin Phoenix, der sich hier einmal mehr die Seele aus dem Leib spielt. Er verlieht Arthur nicht nur ein Gesicht, sondern eine ganze Lebensgeschichte mit ganz eigenen Marrotten. Fühlt er Wut, so lacht er unkontrolliert. Ist er ängstlich oder nervös, da zappelt er mit den Beinen. Und um sich zu beruhigen fängt er an zu tanzen. Er zieht Grimassen, blick jämmerlich drein, schreit seine Wut hinaus und blickt dermaßen finster in die Kamera, dass einem kalte Schauer über den Rücken jagen.

        Würde mich doch schon ein wenig überraschen, wenn Phoenix dafür nicht endlich den Oscar bekommen würde, der ihm eigentlich schon für Gladiator zugestanden hätte. Sollte er ihn nicht bekommen, wäre das auch nur wieder ein weiterer Beweis für die heuchlerische Politik, die der Film an den Pranger stellt. Außerdem wäre er damit der dritte Darsteller des Jokers, der einen Oscar für die Rolle verdient hätte. Bei Ledge hatte es ja postum geklappt. Ich bin bei meinen vollen 10 und hoffe natürlich auf eine Fortsetzung, die Phoenix für sich ja in Betracht zieht.
        "Kommt Geister, die ihr lauscht auf Mordgedanken . . . und entweiht mich!" - MacBeth

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        • jan_reinhardt
          jan_reinhardt kommentierte
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          das unkontrollierte Lachen ist nicht Wut, sondern Nervosität, Angst / Unsicherheit.
          Siehe die Szene im Comedy Club oder im Bus mit dem kleinen Mädchen u. der Mutter

      • #94
        Zum Thema Joker: Gerne auch mal den Comic/die Graphic Novel "Batman: White Knight" (Black Label) lesen - sehr empfehlenswert. Möchte nichts über die Story verraten, aber es ist ein guter politischer Thriller mit starken Zeichnungen und umgekehrten verhältnissen.

        Quelle: https://www.amazon.de/Batman-White-K...s%2C856&sr=8-1
        [the hatches are open!]

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        • #95
          war grad im Kino. Hat mir gut gefallen. Phoenix sowieso, und an zweiter Stelle schon der super Tonmix.

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          • #96
            2. Review bei uns auf der Hauptseite

            Joaquin Phoenix ist bei weitem nicht der erste und wahrscheinlich auch nicht der letzte Schauspieler, der in die Rolle des Joker...

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            • #97
              Zitat von Sawasdee1983 Beitrag anzeigen
              2. Review bei uns auf der Hauptseite
              Das sind meine two cents, die ich noch zu dem Film abgegeben habe :zunge:

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              • #98
                Ich war gestern auch drin und fand den Film wirklich stark. Ich war ansfangs ziemlich skeptisch, als ich von den Projekt erfahren haben (ein völlig losgelöster Joker-Film - ohne Batman). Aber der Film bietet eine dermaßen dichte Atmophäre und zeigt ein sehr realistisches Gotham der 80er Jahre - das ganze von einen genial passenden Soundtrack untermalt. Joaquin Phoenix spielt die Rolle mit voller Hingabe (allein wie er sich dafür abgemagert hat, ist bemerkenswert) - die Oscar- und Golden Globe Nominierung dürfte ihm sicher sein. Da sich der Film quasi nur um "Athur Fleck" aka "Joker" kümmert, wird dessen Charakterentwicklung sehr detailliert gezeigt - die langsame Erzählweise ist sicher nichts für die breite Masse. "Joker" ist sehr ruhig erzählt, wartet aber immer wieder mit Gewaltszenen und diversen Entwicklungen auf - das ganze spitzt sich immer mehr zu - bis zum genialen Ende...

                Wegen dem tollen Schaupiel und der beklemmenden Atmosphäre gibts von mir 9 von 10 Clownsmasken. Für mich einer der besten Filme 2019.

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                • #99
                  Während am vergangenen Wochenende vor allem Familienfilme unter dem schönen Herbstwetter litten, erwies sich Joker als vollkommen immun gegen die späten Sonnenstrahlen des Jahres. Dass das düstere Batman-Spin-off über die Erschaffung eines Psychopathen gut anlaufen würde, war nach dem überragenden US-Start bereits abzusehen. Doch die 55 Millionen Dollar schwere Produktion stellte selbst die zuversichtlichsten Prognosen in den Schatten. Im Vorfeld ging man von bis zu 600.000 Kinogängerinnen und Kinogänger aus. Geworden sind es nun allerdings 925.000! Das sind zwar 130.000 weniger als bei The Dark Knight Rises vor sieben Jahren, aber rund 50.000 mehr als beim direkten Vorgänger The Dark Knight mit Heath Ledgers beeindruckender Interpretation vom Joker. Das macht Joker zum drittbesten Start des Jahres (hinter Avengers: Endgame und Der König der Löwen, aber deutlich vor Captain Marvel oder Spider-Man: Far From Home), zudem belegt der Film aktuell Platz 14 der besten Starts aller Zeiten mit einer FSK ab 16.

                  In den USA verteidigte Joker mit fünfundfünfzig Millionen Dollar mühelos die Spitze der Kinocharts und gab gegenüber dem Startwochenende ungewöhnlich niedrige 42 Prozent nach. Im Normalfall sind es bei Comicverfilmungen zwischen 55 und 60 Prozent, oftmals sogar mehr. Weltweit steht das Projekt nach 12 Tagen inzwischen bei gigantischen über 540 Millionen Dollar.

                  Gemessen an den für Comicfilm-Verhältnisse bescheidenden Kosten von 55 Millionen Dollar sind das durch und durch beeindruckende Werte. Wie weit es der Film noch bringen wird? Wieder zeigt sich, dass es ein Film auch mit dem bzw. trotz des bei Studios gefürchteten R-Ratings (damit ist Zuschauern unter 17 Jahren der Kinobesuch nur in Begleitung eines Erwachsenen gestattet) weit bringen kann und höhere Altersfreigaben für viele Zuschauer kein Hindernis darstellen. Diesen Beweis tritt Jokerebenso an wie seine Comic-Kollegen Logan oder Deadpool.
                  Quelle: https://www.blairwitch.de/news/joker...art-hin-54776/
                  Bild könnte enthalten: Text

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                  • Das wird jetzt eine schwierige Nummer: Ich wurde schon lange nicht mehr so von einer Comicverfilmung unterhalten – Into the Spider-Verse jetzt mal ausgenommen – nur leider kann der Inhalt nicht ansatzweise mit dem grandiosen Produktionsdesign, Look, Soundtrack und der Leadperformance mithalten. Atmosphärisch ist das hier "vom ganz hohem Regal". Man wird von der Stimmung fast pausenlos in den Bann gezogen und gehalten, man erfreut sich an einer bekannten Origin, die in einem unverbrauchten und ungewohnten Kleid präsentiert wird. Dumm nur, dass neben der stilistischen Konsequenz keinerlei Anspruch an den tatsächlich Inhalt gestellt wird. Er möchte der Taxi Driver der aktuellen Generation sein, ohne dessen Vielschichtigkeit und Tiefe transportieren zu wollen. Das wäre auch weniger dramatisch, müssen solche Filme auch keinen Anspruch haben, wenn er nicht ständig so tun würde, mehr als oberflächliches Genre-Kino sein zu wollen. Er will als kritische Gesellschaftsstudie auf Trump's Country, Kapitalismus, Incel-Bewegung sowie soziale Ungerechtigkeit und die damit verbundene Vernachlässigung von Individuen der Unterschicht verstanden werden. Armut erzeugt Hoffnungslosigkeit erzeugt Missgunst erzeugt Gewaltbereitschaft. Mehr hat er nicht zu einer der vielschichtigsten gesellschaftlichen Fragen zu erzählen. Das alles wird mit stilistischen New Hollywood Anleihen garniert – besonders Martin Scorsese wird hier am laufenden Band zitiert und referenziert (oder eben billig abgepaust) – sodass der Otto-Normal-Zuschauer dann in den Glauben gelassen wird, er hätte einen richtigen smarten Film gesehen. So richtig viel Smartes gibt es hier aber nicht. In diese Kategorie fällt auch das Drama, das mehr Malen-nach-Zahlen-Psychologie als tiefe Charakterstudie ist. Hobby-Psychologen wird das vielleicht als Begründung reichen, einer richtigen Analyse halten diese plumpen Hintergründe aber nicht Stand.

                    Wenn man dennoch in Jubelarien ausbrechen möchte, dann sollte man den handwerklichen Teil in den Vordergrund rücken: Das Produktionsdesign des heruntergekommen New Yor.. ähm Gotham ist superb. Die Kameraarbeit fängt diese Trostlosigkeit immer wieder aus tollen Perspektiven ein und der Soundtrack erzeugt einen Gänsehautmoment nach dem nächsten. Das ist Sozial-Tourismus nach plumper Formel, aber er funktionierte selten so gut. Manche handwerkliche Mittel werden vielleicht zu repetitiv verwendet, aber man kann sich an der Stimmung auch kaum sattsehen. So besteht gefühlt der halbe Film aus Zeitlupen-Einstellungen, wo Arthur Fleck in Zeitlupe durch die heruntergekommene Szenerie, während im Hintergrund ein unheilvoller Soundtrack aus tiefen Orgel-Klängen dröhnt, was wie ein Bastard von Denis Villeneuve und Hans Zimmer anmutet. Phoenix muss nur kurz grimmig in die Kamera blicken und der Soundtrack erledigt den Rest – sofort atmet die Stimmung maximales Unglück.

                    Apropos Phoenix: Ohne jetzt Vergleiche zu anderen Inkarnationen des Jokers ziehen zu wollen ist seine Performance der zweite große Plusfaktor: Man klebt förmlich an seinen Lippen, will jede kleine Regung aufsaugen und keine Grimasse verpassen. Vielleicht entspricht der Film nicht 100%ig den Geschmack der Academy, aber eine Nominierung wäre hier absolut denkbar und gerechtfertigt. Mehr One-Man-Show kann man eh nicht als Drehbuch bekommen und wenn einer der bedeutendsten Schauspieler der aktuellen Zunft sein A-Game aufzieht und das auch darf, überspielt er damit die schwachen Dialoge oder Ungereimtheiten im Script. Denn: Dafür dass man sich hier so realitätsnah nimmt, muss man an mancher Stelle Dinge einfach so hinnehmen.

                    Im Vorfeld wollte ich von Verweisen auf andere DC-Charaktere nichts wissen. Ich wollte einen Film, der sich nicht nach einem Universum anfühlt. Sie konnten es sich natürlich trotzdem nicht klemmen und überraschenderweise ist das keine Schwäche sondern tatsächlich eine Stärke des Films. Denn, genauso wie die Stimmung für das Genre ein spannender Twist ist, bekommen auch andere Figuren des Universums einen spannende Neuausrichtung spendiert. Warum das sogar inhaltlich Sinn ergibt, würde jetzt zu stark ins Spoilerterritorium gehen. Nur so viel: Der Perspektivwechsel auf den Antagonisten bringt zwangsläufig auch eine andere Darstellung des vermeintlichen Helden mit sich. Das befeuert auch das Ende, welches angenehm ambivalent erscheint.

                    Wie man Joker findet, hängt viel davon ab, was man davon erwartet. Als eine Mainstream-Comicverfilmung ist er sicherlich ein guter Beitrag zum Genre. Als ein Film, der von vielen demnächst als das neue New Hollywood Meisterwerk tituliert werden wird, ist er aber viel zu simpel gestrickt. Der zieht einen aus audiovisueller Sicht richtig in den Bahn und man ergötzt sich am dreckig räudigen Look, nur man sollte nicht länger als zwei Sekunden über den Inhalt nachdenken. Dann fällt nämlich auf, dass die Gesellschaftsstudie nicht mehr als plakativer Populismus ist, der er eigentlich mitanprangern will.

                    (7/10)
                    Zuletzt geändert von hibb; 14.10.2019, 22:48.

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                    • hibb
                      hibb kommentierte
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                      jan_reinhardt
                      Das passieren schon viele unglaubwürdige Dinge, die man einfach so akzeptieren muss. Im Kontext zu anderen Comicverfilmungen ist man gewohnt vieles einfach hinnehmen zu müssen, da Joker aber so gerne als seriöses Kino betitelt wird – manche verwenden gar den Begriff Arthouse oder Meisterwerk, naja... – muss ich solche Umgereimtheiten kritisch hervorheben.
                      Spoiler ->
                      1. Der TV-Auftritt ist schon ziemlich unlogisch: Da laufen die Clowns auf den Straßen Amok und Murray fragt nur kurz, ob er auch einer von ihnen wäre und glaubt das natürlich ohne Zögern noch. Da hätte jeder Mensch ihn zumindest auf Waffen durchsuchen lassen. Ich fande die Einladung in die Sendung bereits konstruiert.
                      2. Oder wie einfach Arthur in die Vorstellung von Modern Times kommt.
                      3. Wie konnte der StandUp-Auftritt in einem kleinen Club gefilmt werden, ohne dass Arthur es bemerken konnte? Das ist nicht die Epoche von Smartphone- und Minikameras. Es wirkt sehr "Hutzieher-mäßig", dass dieser Auftritt überhaupt gefilmt wurde.
                      4. Warum gehen die Waynes in einer so schwierigen Zeit in ein Kino in einem Problembezirk? Warum gehen sie überhaupt aus, wenn die Straßen brodeln?
                      5. Warum ist der junge Bruce so passiv, als ihm Arthur im Gesicht rummatscht und warum lässt sich anschließend Alfred so von ihm "vorführen"? Körperlich ist er dem Joker deutlich überlegen.
                      Zuletzt geändert von hibb; 15.10.2019, 09:28.

                    • jan_reinhardt
                      jan_reinhardt kommentierte
                      Kommentar bearbeiten
                      3. ist mir auch negativ aufgefallen. Der Rest war für mich aber „ok“, und würde ich nicht als Ungereimtheit (grober Unfug, fundamentales Logikloch etc) bezeichnen.

                    • hibb
                      hibb kommentierte
                      Kommentar bearbeiten
                      Das Maß für Suspension of Disbelief liegt bei jeden woanders. Mich hat's teilweise rausgerissen. Dafür dass er sich so viel Arbeit mit psychologischen Entwicklung des Protagonisten nimmt und jedes kleine Detail, was da gerade in seinem Kopf und auf den Straßen Gothams vorgeht, erklärt, empfand ich es als inkonsequent und unrund.

                  • Warner Bros traute dem Film kein Erfolg zu und hat vor release noch ein anderes studio ins boot geholt um 50% der kosten zu teilen. Tja nun müssen sie auch 50% des riesen gewinns teilen. Blöd gelaufen für Warner

                    https://www.comicbookmovie.com/joker...rofits-a171116

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                    • Fiend For Life
                      Fiend For Life kommentierte
                      Kommentar bearbeiten
                      Hm, mal sehen. Batman ist eine bekanntesten Comicfiguren der Welt und sogar der allerschlechteste Batrman-Streifen machte mindestens 100 Millionen an der Kinokasse. Der Joker ist der bekannteste und auch der beliebteste Gegner des Batmans und sogar die Suicide Squad brachte es in den USA auf über 300 Millionen Dollar. Und für mich persönlich war der Kinohit schon dermaßen klar, als Phoenix die Hauptrolle übernahm! Sagt mal, was verdienen diese "Top"-Manager dieser Studios eigentlich, dass sie diesen einfachen zu vorhersehenden Kinohit nicht haben kommen sehen?

                  • Warner kann echt garnichts ... unglaublich

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                    • Im Nachhinein wusstet ihr das alles natürlich besser. Joker ist die größte Risiko-Produktion im Superheldenbereich der vermutlich letzten 10-15 Jahre. Der Film hat außer der bekannten Figur stilistisch überhaupt nichts mit anderen Genre-Produktionen gemein und ist der genaue Gegenentwurf bekannter, vorherrschender Erfolgsformeln. Mir recht, wenn sie solche Filme ermöglichen, indem sie das Risiko splitten.

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                      • Zitat von hibb Beitrag anzeigen
                        Joker ist die größte Risiko-Produktion im Superheldenbereich der vermutlich letzten 10-15 Jahre.
                        Das war sie mitnichten; der Erfolg war von langer Hand abzusehen. Diese Erfolgsformel des typischen Blockbuster-Kinos ist größtenteils gelutscht, weil sie etliche Zuschauer außer Acht lässt, die an diesen CGI-Orgien für Kiddies keinen Spaß mehr finden. Bei DC musste etwas passieren und dieser Film bot genau die richtige Abwechslung und dass der Joker hier im Mittelpunkt steht, war von Anfang an ein riesiger Magnet für den Film; egal welchen Stil der Streifen verfolgen würde. Mal abgesehen davon, dass Phoenix einer der führenden Charakerdarsteller weltweit ist und das machte das Projekt auch lange vor dem Start über die Cineastenkreise hinaus ziemlich bekannt und neugierig. Der Hit war spätestens nach seinem Casting vorprogrammiert.
                        "Kommt Geister, die ihr lauscht auf Mordgedanken . . . und entweiht mich!" - MacBeth

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                        • Das sehe ich absolut nicht so. Warner hatte weder in den letzten Jahren den Zuspruch der Kritiker, noch war die Fangemeinde unisono mit deren Output zufrieden. Die Figur des Jokers hatten sie zuletzt mit Suicide Squad gegen die Wand gefahren –zumindest war das der Grundtenor (ich sah ja eher den Film als Leto als das Problem). Man könnte also sagen, dass die Figur eine Delle erlitten hatte und man nicht wusste, wo gerade das Interesse steht. Ein vom DCEU losgelöstes Reboot/Spinoff macht die Sache auch nicht gerade ausrechenbarer, es lagen na noch keine Vergleichszahlem für eine zusätzliche Reise auserhalb der bekannten Zeitlinie vor.

                          Phoenix ist zwar einer der besten seiner Zunft, aber der tatsächliche Box Offixe Draw korreliert damit nicht zwangsweise. Zumal er mehr im Arthouse-Kino unterwegs ist. Walk the Line und Gladiator sind fast 15 Jahre her. Phoenix ist im kollektiven Gedächtnis nicht allgegenwärtig.

                          Dann noch das etwas kryptische Marketing, wo keiner so recht wusste, ob sie jetzt etwas komplett anderes machen oder doch nur ein Perspektivwechsel vollziehen. So richtig Hype kam erst mit dem Preis von Venedig auf. Zu dem Zeitpunkt war der Film schon lange vertriebstechnisch geregelt. Gute Filme kann man nicht auf Knopfdruck produzieren, also war konnte man sich zum Start der Produktion nicht darauf verlassen, dass die positiven Stimmen den Film verkaufen. Zumal die Kritiken nicht sonderlich gut sind (Metascore von 59).

                          $55 Mio. sind für ein Drama auch noch 'ne Menge Asche, auch wenn eine Superheldenlizenz vorliegt. Außer ein paar Namen (ich sage bewusst nicht Charaktere), Orte und Verweise, die eine untergeordnete Rolle spielen, wird im Film nicht viel von dieser Lizenz verwendet. Todd Philipps zitiert mehr Taxi Driver , The King of Comedy und Mean Streets als jedes andere Comic-Universum. Diese zählen bekanntlich nicht zu den erfolgreichsten Scorsese-Filmen und wurden erst später durch ihren filmhistorischen Status Teil der Popkulturgeschichte.

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