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The Good Lord Bird (Coen-like Westernserie von Ethan Hawke / Showtime)

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  • The Good Lord Bird (Coen-like Westernserie von Ethan Hawke / Showtime)

    Ethan Hawke hat ja vor gar nicht allzu langer Zeit den Western The Kid gedreht. Den kenne ich zwar noch nicht, obwohl er schon einigermaßen düster ausgefallen sein muss, aber dadurch scheint Hawke wohl auch auf den Geschmack gekommen zu sein. So hatte er die Idee zu einer Westernserie mit dem Titel The Good Lord Bird, die er selbst produzierte, die Story entwarf und auch gleich eine der Hauptrollen übernahm. Für dieses Projekt konnte er sich sogar eine sehr nahmhafte Unterstützung sichern. Und zwar in Form von Blumhouse Productions und sogar deren Boss Jason Blum persönlich, die sonst auf Horrorfilme festgenagelt sind. In weiteren Rollen zu sehen sein werden Daveed Diggs, Wyatt Russell, Joshua Caleb Johnson-Lionel, Orlando Jones, David Morse und Steve Zahn.

    Am 9. August 2020 soll die Serie Premiere bei Showtime feiern. Angesetzt ist The Good Lord Bird als Miniserie, weswegen es vermutlich bei dieser einen Staffel mit sieben Episoden bleiben wird, wobei der Stoff alleine schon etwas mehr Material hergeben würde. Der erste Trailer sieht schon einmal richtig schrill aus und erinnert wohl nicht von ungefähr ganz arg an den Stil und den trockenen Humor der Coen-Brüder. Das ist eine wahre Geschichte, zumindest das Meiste davon ist so passiert. XD Es gibt nette Actionszenen, schrille Figuren und eine fast schon tollwütigen Ethan Hawke. Also ich hab die Serie nun auf dem Radar.^^

    The Good Lord Bird spielt im Jahre 1859 und dreht sich um den Überfall auf Harpers Ferry. Der Abolitionist John Brown überfiel mit 22 Männern den Ort Harpers Ferry in West Virginia, um das dortige Waffenarsenal zu plündern und damit eine Revolte der Sklaven auszulösen. Das gelang zwar nicht, aber dennoch wird der Vorfall zum Teil als Auslöser für den Sezessionskrieg bezeichnet, der letztendlich das Ende der Sklaverei zur Folge hatte. Tatsächlich waren bei dem Überfall etliche bekannte Persönlichkeiten beteiligt. Die Soldaten Stonewall Jackson und Jeb Stuart nahmen John Brown persönlich fest; sie wurden später Generäle während des Bürgerkrieges. Kein anderer als Robert E. Lee eroberte Harpers Ferry zurück. Und John Wilkes Booth - der Attentäter von Abraham Lincoln - wohnte bei Browns Exekution bei. . . . Da könnte man also bei Erfolg noch ein paar Staffeln drehen.

    "Kommt Geister, die ihr lauscht auf Mordgedanken . . . und entweiht mich!" - MacBeth

  • #2
    Wurde um satte zwei Monate verschoben! Startet nun am 4. Oktober auf Showtime.

    https://www.serienjunkies.de/news/co...hl-102303.html
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    • #3
      Ein paar Wochen nach US-Premiere kommt das Teil ab dem 6. November 2020 auf Sky. Gleich in Doppelfolgen.

      https://www.serienjunkies.de/news/go...an-103597.html
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      • #4
        Die Golden Globes des Jahres 2021 sind nun erst über die Bühne gegangen und da wurde The Good Lord Bird auch immer wieder genannt, ging aber leer aus. Die Globes haben mich jedenfalls daran erinnert, damit ich mir die Serie einmal reinziehen sollte. Und hab damit eine echte Perle entdeckt.

        Kansas im Jahr 1956. Der junge Henry ist wie sein Vater ein Sklave und muss für den Farmer Dutch arbeiten. Eines Tages jedoch kreuzt er den Weg des Baptisten-Predigers und pathologischen Abolonisten John Brown, der sich auch sogleich mit Dutch anlegt. Beim Schusswechsel kommt jedoch Henrys Vater ums Leben, was John Brown automatisch in die Pflicht nimmt. Er beschließt fortan sich um Henry zu kümmern. Doch weil er Gottes Stimme hört, der ihm sagt, dass Henry ein Mädchen ist, nennt er ihn sogleich Henrietta, verpasst ihm auch gleich den Spitznamen "Zwiebel" und steckt ihn in Frauenkleider. Ab diesem Zeitpunkt begleitet "Henrietta" den fast schon wahnsinnigen John Brown auf seinem verzweifelten Kampf alle Neger mit Gewalt zu befreien.

        Wie es sich angedeutet hat, ist The Good Lord Bird eine ziemlich humorvolle Angelegenheit, die ganz enorm an die Werke der Coen-Brüder und Quentin Tarantino angelehnt ist. Schon das Intro zur Serie erinnert auffällig an die drei Filmemacher, deren Einfluss man sowohl in den elegischen Dialogen als auch der trockenen Inszenierung deutlich spüren kann. Simple Einstellungen während der Story, aber rasante Fahrten während der Action. Außerdem gibt es mit Henry einen nüchternen, wie amüsanten Erzähler aus dem Off, während jedes einzelne kleine Kapitel mit einem Spaghetti-Westernschriftzug angekündigt wird. Die Serie besteht somit nicht nur aus sieben Episoden, sondern aus dutzenden kleineren Kapiteln, die jedoch schön aufeinander aufbauen; es sich also nur um ein Stilmittel handelt, was auch noch von "Henrietta" aus dem Off begleitet wird.
        Daran kann man schon sehen, dass sich The Good Lord Bird keineswegs zu ernst nimmt, obwohl sie an sich eine ziemlich ernste und auch tatsächlich wahre Geschichte wiederspiegelt. John Brown gab es wirklich und sämtliche Ereignisse, die hier in der Serie stattgefunden haben, haben sich auch im wahren Leben ereignent. Unter anderem Browns blutige Raubzüge durch Kansas, seine Kollaboration mit Fredrick Douglas, seine Soldatensuche in Kanada und natürlich der Überfall auf das Fort Harper`s Ferry. Tatsächlich bleibt die Serie den realen Ereignissen doch recht treu, was aber nicht heißt, dass man den Unterhaltungsfaktor mit etwas Action, etwas Blutvergießen, einigen Suspense-Momenten und jeder Menge Humor nicht auch vollends ausreizen würde. Immerzu zitieren Brown und seinen Mannen das biblische Buch der Sprüche; von einem aufrechten, ehrenhaften und gottesfürchtigen Leben - und machen aus Zufall, Dummheit und Zynismus heraus das genaue Gegenteil! XD Rauben, Morden, Plündern, Blutvergießen und an weltlichen Dingen festhalten! Die Dialoge dazu sind manchmal urkomisch. Alleine schon die Idee Henry in den Kleider zu stecken, weil er auf Gottes Befehl hin sich verhört hat und ihn für ein Mädchen hält, ist so schrill wie witzig, was natürlich ein paar Folge-Jokes zur Folge hat. Beispielsweise lässt "Henrietta" die harte Arbeit die Männer erledigen, kann sich unbehelligt in der Mädels-Umkleide bewegen und er wird bei jeder Gelegenheit von Brown angesprochen, ob er schon seine Tage hat.

        Zwischen den Zeilen kann es sich die Serie auch nicht verkneifen etwas zeitgenössische Kritik zu treiben und blickt dabei deutlich schielend auf die BLM-Protestler. Die Serie wurde ja auch um ganze zwei Monate verschoben, worin man hätte nachdrehen können. Jedenfalls fällt hier auf, dass man innerhalb von The Good Lord Bird kaum richtigen Rassismus zu sehen bekommt und sich selbst die Schwarzen uneins sind, ob sie Brown heimlich unterstützen sollen oder nicht. Vor allem diejenigen, denen es nun gut geht, hab kein Interesse daran den Status Quo zu ändern, während die Meisten nun auf Rache und Freiheit sinnen. Davon unbeeindruckt werden auch die weißen Herren und Damen im Süden weit weniger brutal dargestellt, während die Aufrührer wie Fredrick Douglas und John Brown entweder als fanatische Spinner oder rücksichtslose Opportunisten dargestellt werden. Wenn man die Schwarzen wirklich befreien würde, könnte ja Douglas seine zahlreichen Zuhörer und Spender verlieren, und John Brown hat hier in seinem blanken Fanatismus wirklich nicht mehr alle Latten am Zaun. Er agiert in seinem Befreiungswahn immerhin auch viel verrückter, blutrünstiger und gewissenloser als jeder Schwarze um ihn herum. Ginge es nach The Good Lord Bird, dann sind die allerschlimmsten Rassistenjäger und BLM-Protestler eben Weiße, worin die Serie vielleicht gar nicht so verkehrt liegt.

        Neben der inhaltlichen Stärke, ist The Good Lord Bird auch noch ganz hervorragend inszeniert. Kulissen, Köstume, Requisiten - hier stimmt Alles. Sogar eine eigene kleine Siedlung wurde recht genau rekonstruiert. Höhepunkt sind jedoch die Darsteller. Ich hab Ethan Hawke ehrlich gesagt auch noch niemals so voller Inbrunst und Spiellaune erlebt. Energisch, rau, brutal, ein bisschen blöd, verschlagen und doch mit einer ordentlichen Dosis Wut und Wahnsinn. Erstklassig; auf Kinoniveau und die Nominierung für den Globe Globe mehr als nur gerechtfertigt. Meiner Meinung nach hat man ihn sogar eiskalt beschissen, denn er war mit Abstand der Beste bei den Nominierten! Sogar Daveed Diggs, der in Snowpiercer eher blass bleibt, brilliert hier als der aalglatte schwarze Prediger mit dem schmierigen Grinsen Fredrick Douglas. Hawkes umwerfend schöne Tochter Maya ist hier auch kurz in einer Folge zu sehen und dabei schön nackig.

        The Good Lord Bird ist eine irrwitzige Westernsaga mit einem völlig durchgeknallten und dabei sau-coolen Ethan Hawke, der hier eine besten Leistungen seiner gesamten Karriere zeigt. Obwohl sich die Serie eng an den realen Ereignissen orientiert, lässt sie es sich nicht nehmen die ganze Geschichte mit viel trockenem und zynischen Humor aufzupeppen, der absichtlich an die Werke von Tarantino und den Coen-Brüdern erinnert. Zwischen den Zeilen präsentiert sie sich nicht minder zynisch, nachdem sie kritisch mit den BLM-Protesten ins Gericht geht. Für mich eine der stärksten Serien des letzten Jahres und unbedingt sehenswert, bei 9 von 10 Punkten.
        "Kommt Geister, die ihr lauscht auf Mordgedanken . . . und entweiht mich!" - MacBeth

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